Die Stille vor dem Sturm
Vor 1865 war Visnes ein verschlafenes undärmliches Dorf, in dem Landwirtschaft betrieben wurde. Nachdem allerdings per Zufall riesige Kupfervorkommen entdeckt wurden, stieg die Einwohnerzahl explosionsartig an, und das Dorf entwickelte sich fast über Nacht zu einer gutfunktionierenden Industriegesellschaft.
Visnes gehörte zur Gemeinde Avaldsnes, war jedoch ein eingezäunter Bereich, der sich vollkommen autark regierte – ein Staat innerhalb des Staates..
Visnes - ein Pionier während der industriellen Revolution
Visnes war seiner zeit der größte Arbeitsplatz Norwegens, und Nordeuropas größtes Kupferbergwerk befand sich hier..
1865
Diese ganze spannende Geschichte begann an einem Wintertag des Jahres 1865. An diesem Tage lag nämlich das Boot des Fischers und Schürfers Torbjørn Brueland aus Sandnes außerhalb von Grønneviken in Visnes.
Damals wurde Norwegen von einem «Goldrausch» erfasst. Norwegen war ein sehr armes Land, und Branchen wie die Fischerei und die Landwirtschaft dominierten. Die industrielle Revolution hatte unser Land noch nicht erreicht. Die Menschen waren dem zufolge auf der Suche nach anderen Einkommensquellen als Landwirtschaft und Fischerei.
Brueland ging in Grønneviken an Land; er musste «im Auftrag der Natur einen Umweg einlegen». Da er ja Schürfer war, sah er sofort, dass es hier sowohl im Wasser als auch in der Erde Kupfer gab.
1875
Bohrmaschinen wurden im Bergwerk in Gebrauch genommen – und dies machte die Arbeit natürlich sowohl leichter als auch schneller. Der Grund dafür war, dass aus südlicheren Ländern Europas moderne Technologie importiert wurde.
1880
Visnes war der erste Ort in Norwegen, an dem es Telefonanschlüsse gab.
1885
Dann war Visnes auch der zweite Ort in Norwegen, an dem elektrisches Licht vorhanden war.
Vom Schwefel zum Diamanten
Visnes war in jeder Hinsicht autark: es gab eine eigene Schule, ein Krankenhaus, eine Polizeistation, Arrestzellen, es wurde Bier verkauft, es gab Bäckereien, Geschäfte, in denen Kleidung sowie Waren des täglichen Bedarfs verkauft wurden.
Damals gab es auch zwei Krankenhäuser in Rogaland – eines in Stavanger und eines in Visnes. Vom Verladekai verließen Schiffe Visnes in Richtung vieler europäischer Länder – beladen mit Kupfer, Zink und Schwefel. In diesem Schifffahrtsgeschäft waren Reedereien aus Bergen dominant.
Gesang und Musik waren sehr wichtig in Visnes. Dies war meistens den Angestellten vorbehalten, und dies war fast eine Voraussetzung, um einen Arbeitsplatz im Bergwerk zu erhalten!
Im Laufe von 107 Jahren, in denen das Bergwerk betrieben wurde, wurden aus zwei Minen Kupfer, Schwefel und Zink gewonnen:
Gamlegruva (die «Alte Mine»)
1865-1894
Rødklev
1899-1972
Mit Hilfe eines Uhrmachers und eines Ausländers
Torbjørn Brueland nahm Verbindung zu seinem Freund, dem Uhrmacher Maurits Kartevold in Sandnes auf – auch er war Schürfer.
Das Problem war, dass beide weder über die Mittel noch über die Ausrüstungen verfügten, um den Betrieb eines Bergwerks in Angriff zu nehmen. Also setzten sie sich mit dem Bergwerksingenieur Charles de France in Verbindung; er war damals gerade in Norwegen und war auf der Suche nach Erz vorkommen.
Der 26 Jahre alte Ingenieur ließ sich nicht zweimal bitten. Er reiste mit den beiden nach Visnes, und er war Feuer und Flamme! Hier gab es genug Geld zuholen! Der Plan bestand darin, dass die beiden aus Sandnes das Ganze finanzieren sollten. Sier eisten kreuz und quer durch das Land in dem Versuch, die Mittel zu beschaffen – leider glaubte niemand an sie.
Damit startete Charles de France allein in Visnes mit Kapital aus Belgien. Er bezahlte Brueland und Kartevold jeweils 2.000 Spezi-Taler als Einmalbetrag, und sie unterzeichneten eine Vereinbarung, gemäß der die beiden 1.000 Spezi-Taler jährlich erhalten sollten, solange das Bergwerk in Betrieb war. 1.000 Spezi-Taler entsprachen dem Gehalt eines Pfarrers!
Im Juni desselben Jahres kam de France mit 20 bis 30 Mann (Bergarbeiter,Hilfsarbeiter und Ingenieure) in Visnes an. Alle waren aus südlicheren Ländern Europas. Danach wuchs die Anzahl der Arbeiter immer weiter, und jetzt kamen auch immer mehr norwegische und lokale Mitarbeiter hinzu.